Hier auf Laufen total habe ich eine Rubrik gestartet – Fragen zum Laufen und Antworten. In den letzten Tagen erhielt ich vom Benni eine Frage, die ich im folgenden Beitrag beantworten möchte. Die Frage lautet: „Man liest ja viel vom „richtigen“ Laufstil. Ich habe ehrlich gesagt bereits Probleme damit herauszufinden, wie ich genau herausfinden kann, was für ein Typ Läufer ich eigentlich bin. „Mittelfuß“? Ich weiß gar nicht so genau, was das bedeutet. Da mir scheint, dass du ein Talent als Erklär-Bär hast, nutze ich doch einfach mal die Chance und frage, wie man zum einen herausfindet, welcher Lauftyp man wirklich ist, und wie man zum Beispiel zum Vorderfußläufer werden kann (nicht über Nacht, sondern langfristig).“
Die Sache mit dem Erklär-Bär habe ich mal überlesen. Bevor ich die Frage beantworte, möchte darauf hinweisen, dass ich erstens keine Weisheit mit Löffeln gefressen habe und es zweitens für ein Problem mehrere Perspektiven und Lösungen gibt. Meine Antwort beruht auf meinen jahrelangen Erfahrungen als Läufer, Trainer und resultiert darüber hinaus aus verschiedenen Ausbildungen. Wenn jemand anderer Meinung zum Thema ist oder eine andere Sicht schildern möchte, kann dies gern über die Kommentarfunktion tun.
Was nun der „richtige“ Laufstil ist kann ich leider auch nicht abschließend beantworten. In der Fachliteratur ändern sich hier, wie in jedem anderen wissenschaftlichen Bereich auch, immer mal wieder die Meinungen. Ich denke, der beste Laufstil ist der, mit dem man sich wohlfühlt und langfristig keine Beschwerden hat. Vielleicht ist diese Antwort nicht befriedigend, aber ich möchte mich nicht im wissenschaftlichen Fahrwasser bewegen und medizinische, therapeutische oder anderweitige Argumente endlos debattieren. Aus meiner Sicht gibt es bei vielen Läufern jedoch offensichtliche Fehlhaltungen beim Laufen, die eben langfristig zu Schädigungen des Bewegungsapparates führen können, beispielsweise Oberkörper viel zu weit nach vorn oder hinten gerichtet, Arme, die lasch am Körper hängen, viel zu kurze oder zu lange Schritte. Dazu kommt, dass man durch einzelne Veränderungen auch die läuferische Leistung eines Sportlers verbessern kann.
Schaut mal bei Laufveranstaltungen, 100 Läufer sind gleich 100 verschiedene Laufstile. Und es gibt genügend Beispiele, dass Läufer, die nicht gerade den ästhetischsten Laufstil haben, dennoch sehr gut unterwegs sind und gute Zeiten laufen.
Laufstil analysieren
Hinsichtlich des Fersen-, Mittel- und Vorfußlaufens sagt der jeweilige Name schon alles. Zum Beispiel setzen Fersenläufer zuerst mit der Ferse auf. Wie kannst Du herausfinden, welchen Laufstil Du gerade umsetzt? Einfach mal einen erfahrenden Läufer Deinen Stil beurteilen lassen oder bei einem Lauftrainer vorsprechen. Es gibt auch Analysezentren, die den Laufstil und die Lauftechnik genau auswerten. Über eine Videoanalyse lässt sich auch sehr gut ein Laufstil analysieren und auswerten. So hast Du ziemlich schnell ein Ergebnis. Hierbei denke ich aber, dass sich je nach Tempo schon der Laufstil unterscheiden kann. Wenn es wirklich ein wichtiges Thema für dich ist, dann den Rat von Fachleuten vor Ort einholen.
Meine Gegenfrage ist jetzt, macht es überhaupt Sinn Vorfußläufer zu werden? Ich denke, für lange Strecken ist es ein Verletzungsrisiko, aber auf kurzen Strecken kann es positive Effekte für die Laufgeschwindigkeit bringen. Um zum Vorfußläufer zu werden, sollte regelmäßig an der Lauftechnik gearbeitet werden. Dazu gehören Übungen aus dem Lauf-ABC wie Kniehebelauf, Skippings, Hopserlauf, Prellhopser, Anfersen und vieles mehr. Dazu kurze Steigerungsläufe. Weiterhin bringt Barfußlaufen einen guten Effekt, um ein Gefühl für das Vorfußlaufen zu entwickeln.